5. Oktober 2019

Die Brücke von Arnhem (Teil 2)

2019© cbvisions photography

Langsam wanderte ich die Straße entlang, überquerte den Marktplatz, vorbei am Gerechtshof Arnhem-Leeuwarden, am Stadhuis Arnhem und Parochie St. Walburgis bis hin zum Airborne Monument.
Bereits Zuhause hatte ich mir dieses Monument als Wegweiser zum Park Musis eingeprägt, ohne jedoch die Absicht zu haben, mir es einmal genauer anzuschauen. Ein Fehler. Als ich die Wahl zwischen Park Musis und dem Monument hatte, entschloss ich mich einen kurzen Abstecher dahin zu machen. Und ich wurde positiv überrascht.
Das Monument befindet sich im Prinzip mitten auf einer Kreuzung, jedoch eher unterhalb dieser, in einem kreisförmigen Trichter, mit Zugängen von allen vier Richtungen, so dass Fußgänger und Radfahrer gefahrlos diese Kreuzung passieren konnte.
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Ich ließ mich auf einer Bank nieder, von wo aus ich einen guten Blick auf den Steinquader hatte und beobachtete das bunte Treiben in diesem Trichter. So also sieht eine Fahrradfreundliche Stadt aus, daran sollte Deutschland sich einmal ein Beispiel nehmen. Gesund, gut für die Umwelt und tatsächlich auch noch eine Ruheoase mitten auf einer Kreuzung. Jugendliche auf ihren Mofas, Erwachsene auf ihre Fahrrädern und ältere Menschen mit ihren Rollstühlen und Gehilfen passierten mich.
Obwohl ich eigentlich nur eine kurze Trinkpause machen wollte, verbrachte ich fast eine halbe Stunde damit, die Menschen zu beobachten und das Monument auf mich wirken zu lassen. Und hätte ich nicht noch zwei Parks und eine fast dreistündige Rückfahrt vor mir, ich wäre bestimmt den restlichen Tag dort geblieben.
Schweren Herzens, aber nun durchaus mit totaler Vorfreude auf die beiden Park brach ich erneut auf, wanderte hinter Parochie St. Walburgis vorbei. Gleich dahinter befand sich ein Parkeingang.
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Zum Park Musis selbst kann ich nicht viel positives sagen; weniger weil er schlecht war, sondern eher weil er einfach wie ein normaler Park wirkte, nichts besonderes. Auch hier hatte ich mir mehr versprochen. Muss aber gestehen, so kurz mein Auffenthalt in diesem Park tatsächlich war, so interessant sollte er dann doch noch werden.
Ich entschloss mich, den See rechtsseitig zu passieren und mich dabei so nah wie möglich am Wasser zu halten. So kam es, dass ich die Enten mit ihren Küken bemerkte. Sofort holte ich meine Kamera aus der Tasche und wollte loslegen. Doch sobald ich mich hingehockt hatte, begannen die Küken auf mich zuzulaufen, sie kamen bis auf etwa einen Meter an mich heran, sodass mir das Teleobjektiv nichts nutzte. Ich wich ein wenig zurück, was nur dazu führte, dass mir die Enten folgten.
Zu meinem Glück waren die beiden erwachsenen Enten ebensowenig begeistert vom Verhalten ihrer Kinder und schritten ein, riefen sie weg von mir, sodass ich doch noch ein paar gute Fotos bekam. Fotos, wie ich sie bereits in Essen geschossen hatte, und doch diesmal wohnte ihnen etwas magisches inner. Und tatsächlich sind die Fotos aus Arnhem deutlich interessanter, besser als jene aus meinem normalen Umfeld in Essen.
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Nach wenigen Minuten machte ich mich erneut auf den Weg, als mich ein Geschrei iritierte. Da ich auf den Entennachwuchs fixiert war, hatte ich auf der anderen Wegseite die dort direkt am Wegrand brütende Ente vollkommen übersehen. Nun, ob sie tatsächlich brütete, weiß ich nicht. Aber sie ließ sich durch meine Anwesenheit nicht von ihrem Platz vertreiben, obwohl ich in armeslänge neben ihr stand.
Diesmal nutzte ich mein iPhone um Fotos zu machen. Kaum hatte ich angefangen Fotos zu machen, hörte sie auf zu schreien, und schien zu dösen, vollkommen okay mit meiner Anwesenheit. Diese Zutraulichkeit von wildlebenden Vögeln kannte ich bisher nur aus Mauritius. Und ja, ich genoss es aus vollem Herzen.
Nachdem auch diese Fotos im Kasten waren, machte ich mich auf den Weg zum Park Sonsbeek, mit der geplanten Essenspause in der Innenstadt. Problemlos fand ich meinen Weg in Richtung Innenstadt, nur um zu lernen, dass nahezu alle Geschäfte offen hatten und vermutlich ganz Arnhem durch die Fussgängerzone spazierte. Und nicht nur dass, die erste Pommesbude, die ich fand, hatte doch tatsächlich geschlossen. Ebensowenig gelang es mir meinen Weg zu Burger King zu finden.
2019© cbvisions photography
Leicht verloren wanderte ich durch die Innenstadt, genoss und verdammte das Gedränge. Die Innenstadt bietet eine Menge toller Fotomotive, jedoch mit den Menschenmassen war es unmöglich diese Aufnahmen tatsächlich zu machen. Und jetzt wünschte ich mir einen kurzen, kräftigen Regenschauer. Aber er blieb aus, stattdessen frischte der Wind ein wenig auf.
Da ich keine weitere Fressbude fand, entschloss ich mich, mein Mittagessen ausfallen zu lassen und begab mich direkt zum Park Sonsbeek. Schon von weitem konnte ich die ländliche Gestaltung erkennen und freute mich riesig darauf, ihn nun entdecken zu dürfen.
Doch mein Wunsch von wenige Minuten zuvor ging in Erfüllung. Noch bevor ich den Eingang erreicht hatte, trafen mich die ersten Regentropfen. Ich ließ mich davon noch nicht stören, machte ein paar Fotos, bis die rasant aufkommenden Wolken ihre Wassermassen befreiten. Anfangs versuchte ich noch, mich unter einem Baum in Sicherheit zu bringen, zusammen mit einem Vater und dessen beiden Söhnen. Der zunehmende Regen machte diesen Standort aber recht schnell unattracktiv.
Der Vater gab ihn recht schnell auf, eilte mit seinen Söhnen den Schotterweg hinab und stellte sich im Eingan des dortigen Restaurants unter, was ihm andere Menschen nachmachten und die dortigen Bedienstete ließen es auch zu. (Was mich etwas verwunderte, aber auch begeisterte.)
2019© cbvisions photography
Auch ich machte mir Gedanken darum, ob ich den kurzen Weg durch den Starkregen antreten sollte, entschied mich aber dagegen. Die kurzen Meter ohne jedwelchen Regenschutz könnten zur Gefahr für meine nicht wasserdichten Kameras werden. Also blieb ich unter dem Baum stehen, schützte meine Kameratasche mit meinem T-shirt so gut ich konnte.
Und es gelang mir, meine Ausrüstung trocken zu halten, was ich von mir selber nicht behaupten konnte. Nass und leicht frierend wartete ich darauf, dass der Regen endlich nachließ, aber diesen Gefallen tat er mir nicht. Er schwächte ein wenig ab. Ich sah meine Chance, den Baum zu wechseln, entschloss mich aber dazu, mich zurück zum Bahnhof zu begeben.
In diesem Zustand die Fototour fortzusetzen, sah ich als Risiko an. Nein, sie abzubrechen und den Park Sonsbeek an einem anderen Tag zu erkunden, schien mir sinnvoller zu sein.
Sobald der Regen es zuließ, überquerte ich die Hauptstraße und begab mich in eine Nebenstraße, die mich zurück zum Hauptbahnhof bringen sollte. Ich sprintete von Baum zu Baum, immer darauf bedacht, die Kameratasche trocken zu halten. Wenige Minuten später hörte der Regen auf und ich konnte frierend meinen Rückweg antreten.
Trotz dieser kleineren Enttäuschungen und dem Regen, meiner Liebe für diese Stadt tat es keinen Abbruch. Arnhem wird fortan mit zu meinen Lieblingsreisezielen gehören und ich freue mich bereits auf die nächste Tour dorthin.

Euer
Christian Bass

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