Ich in Arnheim, nahe der Brücke |
Lange hatte ich mich dagegen gewehrt, mir mein eigenes
Ticket2000 zuzulegen, da ich die meisten Unternehmungen ohnehin zu Fuss mache;
und wenn ich dann doch einmal etwas weiter fahren wollte oder musste, dann stand
mir ja immer noch das übertragbare Monatskarte des VRRs von Britta zur Verfügung.
Es gab Momente, wo ich der Versuchung beinahe unterlag, mir dieses Ticket
selber zuzulegen, mich aber stets dagegen entschied und es auf unbestimmte Zeit
verschob. Sollte ich es einmal richtig gebrauchen, es wirklich auslasten, dann
könnte ich es mir ja immer noch zulegen.
Und das tat ich dann auch dieses Jahr, nachdem ich erfahren
hatte, dass es nicht nur hier in Essen zählt, sondern an den Wochenenden sogar
im ganzen VRR-Gebiet und sich eben dieses Gebiet bis in Teile der Niederlande
hinein erstreckte. Gesagt, getan und schon war ich auf dem Weg in die
Niederlande nach Arnhem, also jene Stadt, die wahrscheinlich jeder vom hören-sagen
kennt, sofern er nicht den Film Die Brücke von Arnheim irgendwann einmal geschaut hat.
Ich kenne tatsächlich nur sehr wenige Deutsche, die
diesen Film bisher nicht gesehen habe. Einer davon könnte ich gewesen sein,
denn etweder habe ich diesen Film nie geguckt oder ihn längst wieder vergessen,
spielt hier und jetzt auch keine Rolle. Wichtig ist einzig und allein, dass ich
die historische Bedeutung dieser Brücke durchaus kannte. Und mein neuerworbenes
Ticket2000 erlaubte es mir sogar, dorthin zu fahren.
Straße in Arnhem
|
Am 2. Juni unternahm ich den ersten Versuch, der verheißungsvoll
begann, aber dann im Chaos endete. Aus irgendeinem Grund strandete der Abello
in Wesel und mit ihm auch meine Person. Da es keine bis nur sehr unzureichende
Durchsagen gab, der Zug aus Richtung Arnhem nach Düsseldorf als Ausfall galt
und es nicht absehbar war, wann sich irgendetwas verbessert, entschloss ich
mich die Fahrt abzubrechen und nach Hause zurückzukehren. Das Ende vom Lied,
ich war stundenlang mit diversen Zügen unterwegs und kam nicht zum
fotografieren.
Auch wenn dieser erste Versuch scheiterte, fokussierte
ich mich weiterhin auf diesen Besuch, und am 17. Juni traute ich mich dann
erneut, die Reise anzutreten und diesmal gelang ich sogar an mein Ziel.
Neben der historischen John-Frost-Brücke, dem Airborne
Museum hatte ich mir mit Park Musis und dem Park Sonsbeek zwei weiter Ziele
ausgesucht, die sich als lohnende Fotoobjekte anboten. Bereits zu Hause hatte
ich mir die Wege eingeprägt, in der Hoffnung nicht auf Google Maps und somit
einem Auslandsdatenverbrauch zugreifen zu müssen, was auch sehr gut geklappt.
Die Brücke von Arnheim |
Vom Bahnhof begab ich mich direkt zum Nederrijn und
folgte seinem Verlauf bis ich zur Brücke. Das Wetter war angenehm warm, jedoch
leicht windig und es lag Regen in der Luft, von dem ich hoffte, dass er einfach
mal einen Tag freimachte und mir nicht in meine Pläne funkte.
Schon von weitem konnte ich die Brücke sehen, hatte
jedoch Zweifel, dass sie es sein konnte, weder wirklich schön, noch alt wirkte
sie auf mich. Da gab es deutlich schönere Brücken am Rhein und an der Ruhr.
Trotz meiner Zweifel lief ich weiterhin auf sie zu, gleichzeitig holte ich mir
Hilfe von Google Maps, aber auch da war man der Ansicht, ich steuere direkt auf
mein ersten Ziel zu. Es musste sich also um jene berühmte Brücke handeln.
So unscheinbar die Brücke von Arnheim auch aussehen mag,
die Niederlande an ihrem Ende ein tolles Monument erschaffen. Eine einladende Sitzpromenade
zwischen der Brücke und dem Museum läd zum andächtigen Verweilen ein und
schnell kommt man dort in Kontakt mit Einheimischen und Touristen, und erstaunlicherweise
herrschte dort die deutsche Sprache vor.
Ich suchte mir einen Sitzplatz, von wo aus ich die Brücke
gut einsehen konnte und googlte nach ihr, um herauszufinden, ob sie man nicht
vielleicht in den letzten Jahren die eigentliche Brücke durch eine hässliche
Neukonstruktion ersetzt hatte, was aber tatsächlich nicht geschehen war. Vor
mir lag jene umkämpfte Brücke aus dem Zweiten Weltkrieg.
John-Frost-Brücke & Airborne Museum |
War ich enttäuscht? – Ja. Ich hatte mir insgeheim
deutlich mehr von diesem Ort und eben dieser Brücke erhofft. Aber auch wenn ich
mir mehr erhofft hatte, es war ein tolles Erlebnis einmal dort zu stehen, wo
unsere Großväter einst gekämpft haben, egal für welche Seite sie in den Krieg
gezogen worden waren.
Nachdem ich eine halbe Stunde das Treiben um und auf der
Brücke beobachtet hatte, entschloss ich mich weiterzuziehen. Wieder oben an der
Straße angekommen, blieb ich kurz vor dem Museum stehen, konnte mich jedoch
nicht dazu überreden, es zu betreten, wie ich zu meiner Schande gestehen muss.
Nach kurzer Überlegung machte ich mich dann auf den Weg
den Park Musis zu begutachten.
Euer
Christian Bass
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