15. Juni 2021

Die Wandse - Am Schauplatz der Teufelsnatter


Ich weiß nicht mehr, was 
mich vor 23 Jahren dazu bewegt hat, die erfundenen Schauplätze meiner Horrorgeschichten aufzugeben und die neuen real-life-Horrorgeschichten an tatsächlich existierenden Orten spielen zu lassen; es spielt vermutlich auch keine Rolle mehr. Auf jedenfall, von jetzt auf gleich veränderte sich alles. Nicht nur, dass ich plötzliche die Orte zu den Ideen recherchieren musste, durfte - nein, ich musste mir auch immer wieder eine Möglichkeit suchen, wie Horrorgeschichten faktisch in unserer Welt passieren konnten. Und “Die Teufelsnatter” war gleich genau das, im prinzip ein Hybrit zwischen einer altehrwürdigen Horrorgeschichte und einer kleinen, ortgebundenen Abenteuergeschichte. Und ja, sie spielte an tatsächlich existierenden Schauplätzen und genau diese möchte ich Euch hier und jetzt einmal vorstellen.

Die Wandse - ein paradiesischer Fluss


Die Wandse ist ein kleiner Fluss im Flusssystem der Elbe und fließt über die Alster in die Elbe und mündet dann in der Nordsee. Ihre Quelle befindet sich westlich von Siek (Kreis Storman in Schleswig-Holstein). Sie verläuft durch das Ahrensburger-Stellmoorer Tunneltal, dem Naturschutzgebiet Höltigbaum, sowie mehrere Hamburger Stadtteile. Ab Eilbek wird der Fluss in Eilbek umbenannt, um dann als Eilbekkanal in Hamburg-Hohenfelde in die Außenalster zu münden.

Bis etwa 1820 wurde sie noch ‘Mühlenstrom’ und ‘Mühlenbek’ genannt. In jener Zeit trieb sie bis zu acht Wassermühlen an. Alleine sechs dieser Mühlen befanden sich im Stadtgebiet der dänischen Stadt Wandsbek, die auch eine wichtige, zentrale Rolle in der Geschichte von Ahrensburg spielt.

Mindestens eine dieser Wassermühlen ist heute noch vorhanden, auch wenn der Mühlstein schon vor Jahren entfernt wurde und sie zu einem beliebten Ausflugs-Restaurant am Eingang zum Eichtalpark umfunktioniert wurde.


Das Rückhaltebecken im NSG Höltigbaum


Und wie sollte es auch anders sein, wenn das Ahrensburger-Stellmoorer-Tunneltal mein Lieblingsort in Ahrensburg ist, welches teilweise auch zum Naturschutzgebiet Höltigbaum in Hamburg-Rahlstedt gehört, so musste dieses ehemalige Panzer-Übungsgelände mich natürlich in seinen Bann ziehen.

Bereits zu Ahrensburger Zeiten habe dieses Gebiet das erste Mal erkundet. Seit 1997 der Schleswig-Holsteiner-Teil und seit 1998 der Hamburger Teil steht das 556 hektargroße Gebiet unter Naturschutz. 

Im Rahlstedter Bereich, nicht unweit von der eingezäunten Hundeauslauffläche entfernt, befindet sich das Rückhaltebecken. Die Ufer sind teilweise mit hohem Schilf zugewachsen, dass von zirpenden Grillen und Libellen bevölkert wird. Dazu kommt mittlerweile auch noch ein Froschkonzert. Damals war der kleine Sandstrand noch nicht als Biotop gesperrt. Diesen widerum habe ich in der Geschichte einfach weggelassen, spielte für die Handlung auch keine Rolle. Das Brombeergestrüp, von dem in der Geschichte die Rede ist, scheint es auch nicht mehr zu geben.

Seit 2018 gehört ein Besuch des Rückhaltebeckens wenn ich in Hamburg bin einfach dazu. Ein Stück Geschichte und Heimat und in erster Linie einfach das Paradies auf Erden.


Die Entstehung der Geschichte und ihr Werdegang


Jedes Mal wieder, wenn ich am Ufer im Schilf sitze, frage ich mich, wie es wohl wäre, an einem heißen Sommertag einfach mit einem Schlauchboot bis zur Mitte des Sees rudern und sich dann einfach nur treiben zu lassen. Auf der Ostsee ward es mir verboten, mich einfach mal mit dem Schlauchboot treiben zu lassen, doch was konnte auf diesem See schon großartig passieren?

Und genau dieser Wunsch wurde zum Ausgangspunkt für die Geschichte. Aufgrund des dichten Schilfs am Ufer war mir recht schnell klar, dass der Konflikt auf jedenfall etwas mit einer Schlange zu tun haben musste, oder Killer-Libellen. Nur, wer hat schon Angst vor Libellen? Also wurde es die Schlange.

Bei der ersten Niederschrift bekam die Schlange die Eigenschaften, die ich brauchte, um die Handlung voranzutreiben. Ebenso versuchte ich den Ort anhand meiner Erinnerungen heraufzubeschwören, was mir tatsächlich nur recht mittelmäßig gelang. Erst nachdem ich die erste Fassung der Geschichte auf meiner Schreibmaschine fertig getipt hatte, begann ich damit, ihre Feinheiten zu recherchieren.

Ich nutze ein altes Schulbuch aus den 1960er über Reptile um die passende Schlange zu finden. Und ich würde fündig, sogar deutlich besser als ich dachte. Nachdem ich die Teufelsnatter (ja, der Name ist tatsächlich keine Erfindung von mir) ausfindig gemacht hatte, begann ich damit die Geschicht ihr anzupassen. Gleichzeitig unternahm ich mehrere Spaziergänge ins Tunneltal bis hin zum NSG Höltigbaum, um auch die Orte anzupassen.

Eigentlich hätte ich auch mit dem Ergebnis zufrieden sein müßen und ein paar Jahre war ich es sogar. Als ich versuchte den US Markt als Autor zu erobern, was anfänglich nur mit deutschsprachigen Geschichten gelang, wurde mir dazu geraten, die Geschichten an die USA anzupassen, woraufhin ich Anfing diese erneut umzuschreiben, an erfundenen Orten in den Staaten spielen zu lassen. Und ja, genau diese Taktik führte zum Erfolge - nur richtig fühlte er sich nicht an.

Seit ein paar Jahren habe ich damit begonnen, die Geschichte (auch jene um die Teufelsnatter) wieder in ihre Ursprungsform zurück zu bringen und mir geschworen, nie wieder etwas an meinen Babies zu verändern, nur um markttauglicher zu sein. Kein Mensch sollte sich verstellen, nur um anderen zu gefallen und dies gilt auch für die Geschichten, mit denen uns das Leben bereichert.


Euer

Christian


PS: Die ‘Teufelsnatter’ ist ein andere Name für welche Schlange? 

Wisst ihr es, laßt es mich wissen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Dieses Blog durchsuchen

Translate