14. Oktober 2019

Von der Sonneninsel zur Sonnenseite des Lebens


Strand bei Presen, Fehmarn
35 Jahre ist der erste Urlaub auf Fehmarn nun her, und ganz ehrlich, ich kann mich kaum noch an irgendeinen Urlaub in den Achtzigern dort erinnern, hier und da tauchen einige Erinnerungsfragmente auf, mehr nicht. Personen tauchen wie Geister in meinen Gedanken auf; ich kann sie zwar dem Jahrzehnt zuordnen, aber keinem genauen Jahr. Manchmal helfen wir Fotos, aber da die wenigsten Gott-sei-dank einen Zeitstempel tragen, bleib vieles eben nebulös.
Eine der ganze wenigen Episoden aus diesen ersten Jahren, an die ich mich noch erinnern kann, ist jene um Morlewitz. 1987 wurde mir ein kleiner, schwarz-weißer Kater geschenkt, den ich mindestens ebensosehr liebte, wie er mich. Während jenes Sommers wurden wir unzertrennlich. Leider erlaubten mir meine Eltern nicht, ihn mit nach Hause zu nehmen, und somit musste er auf dem Hof bleiben.

Sonne mit Morlewith, 1987
Als wir im nächsten Sommer erneut unseren Urlaub in der Presener Deichkrone machten, war Morlewitz verschwunden. Was aus ihm geworden ist, weiß ich bis heute nicht. Es gibt Spekulationen, dass er von anderen Urlaubern mitgenommen wurde, immerhin war er dank mir sehr auf Menschen fixiert; aber es kann halt auch sein, dass er irgendwie unter die Räder gekommen ist, denn Angst vor Autos hatte er auch keine.
Nun, das Rätsel um den Verbleib des kleinen Katers wird wohl nie aufgeklärt werden. Einer der Gründe, warum ich das Ende der Geschichte um Morlewith so gestaltet habe, wie ich es tat. (Die Geschichte an sich jedoch ist frei erfunden, auch wenn so einige Erlebnisse mit hineingeflossen sind, was sie durchaus recht autobiografisch macht.)
Die Neunziger dagegen sind mir sehr gut in Erinnerung geblieben und auch wenn ich es lange nicht realisiert habe, diese Jahre beeinflussen noch immer mein Leben und mein Werk.
Findet den Fehler!
Die Jahre 1991 bis 1996 waren von Freundschaften, Liebe und Abenteuer bestimmt und mit so manchen Freunden, habe ich über den Urlaub hinaus kontakt gehalten. Leider hat kein Kontakt bis zum heutigen Tag gehalten. In meinem turbolenten Leben, dem stetigen Gefühl es nie zu etwas gebracht zu haben, und tausend andere Kleinigkeiten haben diese sporadischen Kontakte am Ende gänzlich gekillt.
Seit 2000 beschäftige ich mich durchaus damit, die Erinnerungen an jene Sommer aufzuschreiben, weniger als Biografie als viel eher inform eines Romanes. Immer wieder habe ich Teile geschrieben, gestrichen, geplottet und diesen wieder umgeschmissen, bis das Projekt irgendwann einfach in die imaginäre Schreibtisch-Schublade verbannt wurde, wo es immer noch auf mich wartet. Und ja, ich habe diese Geschichte immer noch in Gedanken und langsam wächst auch meine Lust, diese endgültig aufzuschreiben. Die „Kinder des Sommers“ stehen ganz weit oben auf meiner to-write-Liste und ich bin mir fast schon sicher, dass ich im Januar und Februar eine Erstfassung dazu schreiben werde, die dann im November 2020 in einen Roman verarbeitet wird.
Ebenfalls in den Neunzigern habe ich beinahe allen meinen Urlaubsfreundschaften eigene Songlyrics gewidmet, die sich in der Anthologie „With love from the Golden Cage“ befinden. Und auch in dem Gedichtband „Schleswig-Holstein: Gedichte meiner Kindheit“ gibt es so einige Episoden aus eben dieser Zeit.
Presener Deichkrone
Aber nicht nur mein künstlerisches Wirken wurde durch die Jahre in der Presener Deichkrone auf Fehmarn beeinflusst, auch meine Fototouren dieses Jahr sind durchaus mit eben jenen Zeit und jenen Freunden verbunden. Es war bestimmt kein Zufall, dass ich im April nach Recklinghausen gefahren bin, um mir dort den kleinen Zoo anzuschauen und ein wenig durch die Stadt zu laufen. Zwei befreundete Familien, unsere Nachbarn aus den Jahren 1993 und 1994  leben oder lebten in Recklinghausen.
Und vermutlich mein bester Freund aus jenen Tagen stammt aus Ludwigshafen am Rhein; vermutlich der Hauptgrund warum ich sofort zusagte, als man mir mitteilte, dass es einen super Day-of-Change gibt, der bei Heidelberg in Sankt Leon-Rot stattfinden sollte, im allgemeinen Sprachgebrauch: Mannheim. Und nicht nur, dass ich nun endlich das free-ticket einmal nutzen konnte, ich entschloss mich ebensoschnell dazu, den nächsten Tag in Mannheim und Ludwigshafen zu verbringen.
Es sollte zu dem wohl schönsten, aber auch anstrengenstem Wochenende des Jahres werden, über das ich in einem eigenen Posting berichten werde.
Mit Recklinghausen und Ludwigshafen am Rhein habe ich dieses Jahr die letzten Heimatstädte meiner Freunde besucht, denn Hildesheim, Goslar, Lübeck und Pinneberg kannte ich bereits aus früheren Unternehmungen.
Eines von vielen "Hof"-Tieren
Es hat mich vollkommen überrascht, als mir diese Verbindungen bewusst wurden, denn in meiner Welt hatte ich mit Fehmarn und dieser Vergangenheit bereits abgeschlossen. Aber anscheinend hält dieser Einfluss der tollen Sommer bis heute an und jetzt möchte ich es auch nicht mehr missen, sondern ich denke, es ist Zeit, Fehmarn wieder den Platz in meinem Leben zu schenken, den diese Sonneninsel der Ostsee sich schon vor langer Zeit verdient hat.
Und ja, gerade das Wissen darum, dass mein diesjähriger NaNoWriMo-Roman dort spielen wird, steigert meine Vorfreude auf diesen Schreibmarathon. Einen Monatlang darf ich mich zurück in die schönste Zeit meiner Kindheit schreiben, jene Orte in meinen Gedanken erneut beleben und am Ende Euch dann auch noch daran teilhaben lassen. Diesmal weiß ich zwei Dinge: 1. Ich werde den Roman beenden & 2. Ich werde ihn als NaNoWriMo-Gewinner-2019 beenden, komme was wolle!
In den Achtzigern und Neunziger verbrachte ich noch meine Zeit auf der Sonneninsel, die mit dazu beitrug, dass ich aus dem Schattendasein hinüber zur Sonnenseite meines Lebens gelangen konnte.
Und alles began mit Familie Prange und eben jener legendären Presener Deichkrone!
Euer
Christian Bass

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