Als ich anfing zu schreiben, gab es für mich nur meine Fantasie.
Ich schrieb, was mir in den Sinn kam und achtete darauf, dass nichts dem Zufall
überlassen wurde und vor allem durfte die Realität auf gar keinen Fall in irgendeiner
Weise zum Bestandteil meiner Geschichten werde. Jede Person, jeder Ort, jeder noch
so kleinste Teil meiner Geschichte entstand aus meiner Fantasie heraus.
Und es sollte Jahre dauern, bis ich mich langsam dazu durchrang,
eine Kombination aus eben meiner Fantasie und der realen Welt zu nutzen und damit
begannen die Grenzen aufzuweichen. Immer mehr Erinnerungen aus meinem Leben wurden
zum Bestandteil dieser erfunden Handlung, bereicherten meine bis dahin doch sehr
monotone Charakter. Aber nicht nur ganze Erinnerungen fanden ihren Weg in diese
Welt, sondern auch reale Orte.
Und das war erst der Anfang. Immer wieder tauchen mitlerweile
reale Personen aus der Geschichte in meinen Werken auf, zwar meistens mit einer
fiktiven Handlung, die sich jedoch an ihrem tatsächlichen Wesen oder Begebenheiten
orientierte. Der Rechercheaufwand wurde mit jeder neuen Geschichte deutlich höher
und ausufernder.
Als Kind konnte ich mir nichts besseres vorstellen, als meine
Leser mit einer fiktiven Handlung in einer fiktiven Welt zu unterhalten, doch jetzt,
als Erwachsener Mann, setze ich andere Maßstäbe an mich und mein Werk. Ich will
nicht mehr nur noch unterhalten, sondern dem Leser immer auch eine Botschaft mit
auf den Weg geben, oder ihn zumindest über bestimmte Geschehnisse und Notwendigkeiten
informieren. Wo ich als Kind noch reiner Autor war, nimmt nun der Journalist in
mir das Zepter in die Hand und vermischt beide Welten zu einer neuen.
Längst ist mir klar, dass ich dazu meine Leser aus der realen
Welt abholen muss, was jedoch nur gelingt, wenn ich ihnen bekanntes aus ihrem alltäglichem
Leben vor Augen führe. Und ganz ehrlich, die Zeiten wo fiktive Protagonisten mit
Bärenfell als Kleidung sich von Liane zu Liane schwingen, sind einfach vorbei. Heutzutage
tragen sie nun einmal Armani, Versace oder Lagerfeld, sofern sie nicht doch bei
den bekannten Modehändlern wie Primart, C&A, usw ihre Klamotten kaufen. Und
natürlich gehen real-wirkende Charaktäre dort essen, wie wir sterblichen es ebenfalls
tun.
Aber nicht nur Orte und Marken nehmen immer mehr Einfluss
auf meine Geschichten, sondern auch die Ereignisse der Zeit, sodass wir Autoren
immer öfters ein Spiegelbild der tatsächlichen Gesellschaft erschaffen. Alles, was
den Autoren beschäftigt, landet am Ende tatsächlich auch in seinem Werk, - was mitunter
mit Sicherheit ein gefundenes Fressen für Abmahnanwälte ist, da die gesetzlichen
Regelungen dabei noch recht unausgegoren und unübersichtlich sind.
Um sich diese Anwälte vom Leib zu halten, bedarf nicht nur
ein mehr Aufwand an Recherche, sondern obendrein muss (darf) der Autor plötzlich
Partnerschaften eingehen, die früher noch undenkbar waren. Allerdings hier kommt
dann leider eine klare Regelung auf den Schreibenden zu, denn solche Partnerschaften
muss er angeben, am besten bereits in einem Geleitwort vor der Geschichte, denn
soll ja Menschen geben, die sich dadurch angefriffen und in ihrer Ehere gekrängt
sehen, wenn sie lesen müssen, wie der Protaginist, den sie seit mehreren Seiten
begleiten plötzlich an der Dönerbude um die Ecke dem türkischen Einwanderer ihre
hartverdientes Hartz IV übergeben.
Was ich hiermit sagen möchte, nicht nur die Welt befindet
sich in einem Wandel, sondern auch die fiktive Welt der Autoren unterliegt ihr.
Unabhängig davon, ob dieser Wandel uns nun gefällt oder nicht, wir müssen ihn akzeptieren.
Die Regeln mögen sich ändern, doch die Unterhaltung bleibt am Ende die gleiche.
Und unser primäres Ziel muss es sein, unsere Leser mitten
im Altagsstress abzuholen und ihnen ein paar unterhaltenden, erholsame Stunden zu
schenken. So wie die Influencer die Social-Media-Kanäle beherrschen, wird auch die
Werbung einzug in fiktive Handlungen erhalten. Aber zurück aus der nahen Zukunft
in meine Gegenwart.
Ich werde immer wieder reale Location mit in meine Geschichten
einbauen, sofern sie in den Handlungsablauf reinpassen. So kann ich mir zum Beispiel
sehr gut vorstellen, dass Hjalte Thomsen in „Die Insel im Glück“ durchaus einem
das jugoslavische Restaurant Milan in Burg a.F. besucht. Naürlich würde mein Konto
sich freuen, wenn ich dafür sogar noch bezahlt werden würde, aber da ich der Handlung
folgen werde, und es mir im vorab noch nicht bewusst ist, wo sie mich überall hinführen
wird, ist eine Partnerschaft diesbezüglich ausgeschlossen.
An dieser Stelle muss ich aber auch gestehen, dass ich bereits
in meiner Vergangenheit bewusst Werbung in meine Geschichten eingebaut habe, da
ich das beworbene Produkt so toll fand, dass ich es der Welt einfach mitteilen musste.
Der Ferienhof Presener Deichkrone ist zum Beispiel ein solches Produkt, welches
immer wieder in meinen Geschichten auftaucht, auch weil ich auf diesem Bauernhof
die Sommer meiner Kindheit verbracht habe.
Und natürlich musste Teddy aus „Gefahr über den Wolken“ in
einer Condormaschine nach Mauritius fliegen, die im realen Leben zwar vom Hersteller
Boing stammt, aber in der Geschichte kurzerhand von Airbus gebaut wurde. Jeder meiner
Flüge zwischen Deutschland und Mauritius fand mit eben Condor statt und da gleich
zwei meiner Verwandten bei Airbus arbeiten, und ich den Sitzkomfort dieser Flugzeuge
liebe, habe ich diesen Wechseln einfach vorgenommen. Wurde ich dafür bezahlt? Nein,
ich tat es aus dankbarkeit für ihre tolle Leistung.
Und genauso werde ich es immer handhaben: erst kommt die Idee,
dann folgt die Umsetzung unter einbeziehung meiner persönlichen Erfahrungen, positiv
wie negativ, denn das Gebot der Stunde ist, und sollte es auch immer sein: Ehrlichkeit.
Euer
Christian Bass
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