25. Oktober 2019

Magisches Zuhause oder wo spielen meine Geschichten?


2011 by cbvisions photography
In den letzten Monaten habe ich oft darüber nachgedacht, was ich mit meinem Leben eigentlich erreichen möchte und zu welchen Erfolgen es mich in Zukunft führen soll. Und dann, beim durchforsten meinen Vergangenheit fiel es mir plötzlich auf. Egal wie sehr ich das Reisen und Fotografieren auch liebe, neben diesen beiden Beschäftigungen muss einfach immer auch Platz zum Schreiben sein.
Ohne Geschichten kann und will ich kein zufriedenes, glückliches Leben führen. Seit ich denken kann, gehört das Schreiben zu mir und schon damals in meiner Kindheit hätte ich mir eher das Leben genommen, als mit dem Schreiben aufzuhören, Okay, wenn ich ehrlich bin, dann habe ich wahrscheinlich in den letzten Jahren auch nichts anderes versucht, denn sowohl meine Gesundheit, wie meine Karriere und vor allem mein eigenes Leben hatten keinen speziellen Wert mehr für mich. In dieser Zeit hätte ich meinen Tod am allerwenigsten berauert (was faktisch auch kaum anders geht, ausser es gibt ein Leben nach dem Tod natürlich).

Warum sollte mir mein Leben auch noch etwas Wert sein? Längst hatte ich alles erreicht, was ich mir seit meiner Kindheit erträumte; nur es hat nicht gehalten. Dazu kommt noch, dass ich mit einem Schlag alles verloren hatte und obendrein auch noch mit einem gebrochenem Herzen zurecht kommen musste, welches genau von dem Volk gepflegt wurde, welches ich wenige Tage, Wochen, Monate zuvor noch verdammt hatte. Und ja, ich stehe zu meiner Abneigug den meisten Deutschen gegenüber, wobei es ist eher eine Abneigung gegen diese Mentalität, als gegen die Menschen selbst (ausnahmen bestätigen hier die Regel).
Hoffnungslos kehrte ich von Mauritius nach Hamburg zurück, landete nach einem kurzen Auffenthalt bei meinem Bruder in einer heizungslosen, verschimmelten Wohnung von der ich dann recht planlos nach Essen weiterzog. Und ja, mein Gefühl riet mir schon damals davon ab, aber ich ignorierte es, wollte keine Gefühle mehr haben, nie wieder wollte ich derart verletzt werden.
Und jetzt sitze ich hier mitten im Herzen des Ruhrgebiets und blicke erstaunt auf die Verkettung von Fehlentscheidungen, die ich in den letzten Jahren gemacht habe, nicht nur mein privates Leben betreffend, sondern auch im Sinne meiner Geschichten und meiner Karriere. Nicht nur, dass mir die vielen Wechsel der Pseudonyme, unter denen ich nun ständig ein und dieselben Bücher veröffentlichte, Schaden zufügte, nein, ich ging sogar soweit und begann die Geschichten zu amerikanisieren. Auch ihnen nahm ich die Existenzgrundlage damit weg.
Als ich mich gegen Ende letzten Jahres dazu entschloss, langsam alle Pseudonyme in den Ruhestand zu schicken, um wieder ich selbst zu sein, begann ich auch damit, die Geschichten zurück an ihren ursprünglichen Ort zu führen und ebenfall sie mit der nun notwendigen Neuauflage auch unter ihrem eigentlichen Titel zu veröffentlichen, jenem Titel, denen ich ihnen beim Schreiben gab.
Meine Vergangenheit sollte noch einmal kurzfristig zu meiner Gegenwart werden, um mir den Weg in meine Zukunft zu ebnen, jene Zukunft, die ich schon als kleiner Junge in Ammersbek und Ahrensburg mir erschaffen hatte.
Wie gesagt, ich wollte jetzt endlich wieder ich selbst sein, mit allem was dazu gehört. Und genau das fühlt sich jetzt sogar richtig gut an und es scheint erneut von Erfolg gesegnet zu sein, auch wenn es für ein ehrliches, faktisches Fazit wohl noch zu früh ist.
Schon damals haben meine Geschichten entweder an Orten gespielt, die ich selber schon besucht, oder die ich mir ganz einfach ausgedacht hatte und die meisten dieser Geschichten spielten an realen Orten. Neben Ahrensburg und Hamburg musste auch Fehmarn immer wieder direkt oder indirek als Handlungsort herhalten. Nicht verwunderlich, immerhin habe ich dort die wohl glücklichsten Momente meiner Kindheit verbracht.
Als ich mir nun in der letzten Zeit Gedanken zu meinem NaNoWriMo-Projekt gemacht habe, in erster Linie, wie ich es schaffen sollte, diese Geschichte von den USA nach Deutschland zu verlagern, fiel mir zum ersten Mal auf, wie oft ich eigentlich Fehmarn als Handlungsort genutzt habe. Ich glaube kein andere Ort wurde so oft von mir beschrieben, wie eben diese Ostseeinsel.
Und selbst bei Geschichten, die gar nicht so sehr auf Fehmarn spielten, stand die Sonneninsel doch Pate. Zum Beispiel, als ich Devil’s Corner schrieb, dachte ich u.a. an die Steilküste bei Klausdorf, Fehmarn; ich kombinierte sie mit der langen, felsigen Treppe der Fermain Bay auf Guernsey und erschuf mir meinen eigenen Ort. Die Teufelsbucht liegt also entweder auf Guernsey oder Fehmarn oder besser gesagt, sie vermischt beide Orte zu einem.
„Tödliche Gewitterfront“, „Morlewith“,  spielen alle im Original auf Fehmarn. Dazu kommen dann noch die bislang unveröffentlichten Geschichten „Geister gibt es doch nicht“, „Der Junge von Nebenan“, „Kinder des Sommers“, „Urlaub mit Verhaftung“, wobei die letztere, die ich 1993 geschrieben habe, in den Roman „Kinder des Sommers“ integriert wird. Und im November kommt dann nun auch noch „Die Insel im Glück“ dazu.
In meiner Kindheit war Fehmarn, insbesondere die PresenerDeichkrone, einer der wichtigsten Bestandteile meines Lebens und somit natürlich auch meines Werkes. Von 1984 bis 1997 habe ich dort jeden Sommer verbracht, zwischen drei bis vier Wochen und zwischendurch auch schon mal die Weihnachts und Herbstferien. Osterferien waren bislang nicht dabei, oder ich kann mich nicht mehr daran erinnern.
Zum letzten Mal war ich 2001 oder 2002 auf Fehmarn, Freunde aus Kindertagen besuchen, die im Gegensatz zu mir, dort immer noch ihre Urlaube verbrachten. Seit diesem letzten Besuch bin ich der Sonneninsel ferngeblieben. Irgendwie hat es sich bisher halt einfach nicht ergeben, dahin zurückzukehren. Vermutlich aus den gleichen Gründen, warum ich lange Zeit nur ungerne nach Ahrensburg kam: seit meiner Zeit hat sich dort vieles bis alles verändert und ich halte doch gerne an den Erinnerungen fest, möchte diese alten Orte für immer genauso festhalten (also ein Gedankenfoto machen).
Auch dies wird sich nun ändern. Fehmarn ist ein fester Bestandteil meiner Reiseplanung für die Jahre 2020/2021. Spätestens wenn die Romane „Die Insel im Glück“ und „Kinder des Sommers“ auf dem Markt sind, werde ich nach Fehmarn reisen müssen, schließlich bringt es viel mehr Spaß Bücher persönlich zu übergeben, als sie mit der Post zu schicken.
Meine Irrfahrt durch das Leben ist mit sofortiger Wirkung beendet. Ich weiß wieder, wer ich bin und vor allem, was ich will!
Und ich will schreiben und ich will fotografieren und am Besten beides zusammen auf Reisen zu den schönsten Orten und Landschaften dieses Planeten, und nein, mein Ausgangspunkt wird dabei nicht Deutschland sein, auf jedenfall nicht das deutsche Festland, denn ich war, bin und bleibe ein Inselkind!
Euer
Christian Bass

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