2011 by cbvisions photography |
Ohne Geschichten kann und will ich kein zufriedenes,
glückliches Leben führen. Seit ich denken kann, gehört das Schreiben zu mir und
schon damals in meiner Kindheit hätte ich mir eher das Leben genommen, als mit
dem Schreiben aufzuhören, Okay, wenn ich ehrlich bin, dann habe ich
wahrscheinlich in den letzten Jahren auch nichts anderes versucht, denn sowohl
meine Gesundheit, wie meine Karriere und vor allem mein eigenes Leben hatten
keinen speziellen Wert mehr für mich. In dieser Zeit hätte ich meinen Tod am
allerwenigsten berauert (was faktisch auch kaum anders geht, ausser es gibt ein
Leben nach dem Tod natürlich).
Warum sollte mir mein Leben auch noch etwas Wert sein?
Längst hatte ich alles erreicht, was ich mir seit meiner Kindheit erträumte;
nur es hat nicht gehalten. Dazu kommt noch, dass ich mit einem Schlag alles
verloren hatte und obendrein auch noch mit einem gebrochenem Herzen zurecht
kommen musste, welches genau von dem Volk gepflegt wurde, welches ich wenige
Tage, Wochen, Monate zuvor noch verdammt hatte. Und ja, ich stehe zu meiner
Abneigug den meisten Deutschen gegenüber, wobei es ist eher eine Abneigung
gegen diese Mentalität, als gegen die Menschen selbst (ausnahmen bestätigen
hier die Regel).
Hoffnungslos kehrte ich von Mauritius nach Hamburg
zurück, landete nach einem kurzen Auffenthalt bei meinem Bruder in einer
heizungslosen, verschimmelten Wohnung von der ich dann recht planlos nach Essen
weiterzog. Und ja, mein Gefühl riet mir schon damals davon ab, aber ich
ignorierte es, wollte keine Gefühle mehr haben, nie wieder wollte ich derart
verletzt werden.
Und jetzt sitze ich hier mitten im Herzen des Ruhrgebiets
und blicke erstaunt auf die Verkettung von Fehlentscheidungen, die ich in den
letzten Jahren gemacht habe, nicht nur mein privates Leben betreffend, sondern
auch im Sinne meiner Geschichten und meiner Karriere. Nicht nur, dass mir die
vielen Wechsel der Pseudonyme, unter denen ich nun ständig ein und dieselben
Bücher veröffentlichte, Schaden zufügte, nein, ich ging sogar soweit und begann
die Geschichten zu amerikanisieren. Auch ihnen nahm ich die Existenzgrundlage
damit weg.
Als ich mich gegen Ende letzten Jahres dazu entschloss,
langsam alle Pseudonyme in den Ruhestand zu schicken, um wieder ich selbst zu
sein, begann ich auch damit, die Geschichten zurück an ihren ursprünglichen Ort
zu führen und ebenfall sie mit der nun notwendigen Neuauflage auch unter ihrem
eigentlichen Titel zu veröffentlichen, jenem Titel, denen ich ihnen beim
Schreiben gab.
Meine Vergangenheit sollte noch einmal kurzfristig zu
meiner Gegenwart werden, um mir den Weg in meine Zukunft zu ebnen, jene
Zukunft, die ich schon als kleiner Junge in Ammersbek und Ahrensburg mir
erschaffen hatte.
Wie gesagt, ich wollte jetzt endlich wieder ich selbst
sein, mit allem was dazu gehört. Und genau das fühlt sich jetzt sogar richtig
gut an und es scheint erneut von Erfolg gesegnet zu sein, auch wenn es für ein
ehrliches, faktisches Fazit wohl noch zu früh ist.
Schon damals haben meine Geschichten entweder an Orten
gespielt, die ich selber schon besucht, oder die ich mir ganz einfach
ausgedacht hatte und die meisten dieser Geschichten spielten an realen Orten.
Neben Ahrensburg und Hamburg musste auch Fehmarn immer wieder direkt oder
indirek als Handlungsort herhalten. Nicht verwunderlich, immerhin habe ich dort
die wohl glücklichsten Momente meiner Kindheit verbracht.
Als ich mir nun in der letzten Zeit Gedanken zu meinem
NaNoWriMo-Projekt gemacht habe, in erster Linie, wie ich es schaffen sollte,
diese Geschichte von den USA nach Deutschland zu verlagern, fiel mir zum ersten
Mal auf, wie oft ich eigentlich Fehmarn als Handlungsort genutzt habe. Ich
glaube kein andere Ort wurde so oft von mir beschrieben, wie eben diese
Ostseeinsel.
Und selbst bei Geschichten, die gar nicht so sehr auf
Fehmarn spielten, stand die Sonneninsel doch Pate. Zum Beispiel, als ich
Devil’s Corner schrieb, dachte ich u.a. an die Steilküste bei Klausdorf,
Fehmarn; ich kombinierte sie mit der langen, felsigen Treppe der Fermain Bay
auf Guernsey und erschuf mir meinen eigenen Ort. Die Teufelsbucht liegt also
entweder auf Guernsey oder Fehmarn oder besser gesagt, sie vermischt beide Orte
zu einem.
„Tödliche Gewitterfront“, „Morlewith“, spielen alle im Original
auf Fehmarn. Dazu kommen dann noch die bislang unveröffentlichten Geschichten
„Geister gibt es doch nicht“, „Der Junge von Nebenan“, „Kinder des Sommers“,
„Urlaub mit Verhaftung“, wobei die letztere, die ich 1993 geschrieben habe, in
den Roman „Kinder des Sommers“ integriert wird. Und im November kommt dann nun
auch noch „Die Insel im Glück“ dazu.
In meiner Kindheit war Fehmarn, insbesondere die PresenerDeichkrone, einer der wichtigsten Bestandteile meines Lebens und somit
natürlich auch meines Werkes. Von 1984 bis 1997 habe ich dort jeden Sommer
verbracht, zwischen drei bis vier Wochen und zwischendurch auch schon mal die
Weihnachts und Herbstferien. Osterferien waren bislang nicht dabei, oder ich
kann mich nicht mehr daran erinnern.
Zum letzten Mal war ich 2001 oder 2002 auf Fehmarn,
Freunde aus Kindertagen besuchen, die im Gegensatz zu mir, dort immer noch ihre
Urlaube verbrachten. Seit diesem letzten Besuch bin ich der Sonneninsel
ferngeblieben. Irgendwie hat es sich bisher halt einfach nicht ergeben, dahin
zurückzukehren. Vermutlich aus den gleichen Gründen, warum ich lange Zeit nur
ungerne nach Ahrensburg kam: seit meiner Zeit hat sich dort vieles bis alles
verändert und ich halte doch gerne an den Erinnerungen fest, möchte diese alten
Orte für immer genauso festhalten (also ein Gedankenfoto machen).
Auch dies wird sich nun ändern. Fehmarn ist ein fester
Bestandteil meiner Reiseplanung für die Jahre 2020/2021. Spätestens wenn die
Romane „Die Insel im Glück“ und „Kinder des Sommers“ auf dem Markt sind, werde
ich nach Fehmarn reisen müssen, schließlich bringt es viel mehr Spaß Bücher
persönlich zu übergeben, als sie mit der Post zu schicken.
Meine Irrfahrt durch das Leben ist mit sofortiger Wirkung
beendet. Ich weiß wieder, wer ich bin und vor allem, was ich will!
Und ich will schreiben und ich will fotografieren und am
Besten beides zusammen auf Reisen zu den schönsten Orten und Landschaften
dieses Planeten, und nein, mein Ausgangspunkt wird dabei nicht Deutschland sein,
auf jedenfall nicht das deutsche Festland, denn ich war, bin und bleibe ein Inselkind!
Euer
Christian Bass
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